Filzblüte 2017

Die vorweihnachtliche Zeit ist ein guter Moment um innezuhalten, auf das Jahr zurückzublicken und sich zu fragen, wo stehen wir eigentlich, was hat sich verändert, wo wollen wir hin…

Die Filzblüte ist gewachsen. Die Pionierphase ist eindeutig vorbei und wir sind in die Differenzierungsphase übergegangen. Mittlerweile arbeiten 12 Menschen mit Betreuungsbedarf in der Filzblüte und mit ihnen sind neue Menschen in der Begleitung zu uns gestoßen. Das war erstmal spannend. In dieser Differenzierungsphase wurden Zuständigkeiten geklärt, die einzelnen Arbeitsfelder durchdacht, wie sie zusammen schwingen können. Wir sind also im Prozess. Es ist ein ständiges Weben zwischen Innen und Außen.

Im Herbst 2016 haben wir eine berufsbegleitende, 3-jährige Fortbildung beim Freien Bildungswerk Rheinland begonnen. Um nicht nur beim Mainstream der klassischen Behindertenhilfe zu bleiben, haben wir diese sonderpädagogische Zusatzausbildung mit Hilfe des Freien Bildungswerks neu gestrickt.

So begegnen uns spannende Themen und Referenten zu den Themen die Sinneslehre, intuitive Pädagogik, Arbeit an der Schicksalsfrage, Organisationsentwicklung im Sinne einer Verantwortungskultur, heilpädagogische Diagnostik, Autismus, aggressive Verhaltensauffälligkeiten, Mission und Fluch der Angst, Inklusion, die Rechtsfragen aus Behindertenkonvention, Teilhabegesetz, Persönliches Budget etc.

Auch unsere Abende mit Jelle van der Meulen einmal im Monat führen wir fort – jetzt schon im 7. Jahr. Das anthroposophische Menschenbild ist natürlich ein zentrales Thema, aber auch alles, was uns trägt, schmerzt oder unlösbar erscheint.

In der Filzblüte selbst wird fleißig gearbeitet. Wir teilen uns auf vier Arbeitsbereiche auf. Vor Weihnachten brummt natürlich der Laden und das ist auch gut so!

Die Filzwerkstatt hat jetzt besonders viel zu tun. Sie produzieren Nikoläuse, Engel, Lichterketten und vieles mehr.

Das Malatelier hat Ende November die Vernissage seiner aktuellen Ausstellung „Ich bin Baum“ gefeiert – eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Lebenskräften.

Die Küche ist ein eigenständiger Bereich in der Berufsbildung geworden. Hier werden neben der liebevollen Zubereitung des täglichen Mittagessens für 18 Menschen auch grundlegende Arbeiten in der Hauswirtschaft vermittelt. Neben ihrer Funktion als Lernort hat die Küche aber immer auch eine soziale Funktion. Sie ist das kommunikative Herzstück unserer Gemeinschaft. Hier wird geplaudert und Kaffee gemacht, der Alltag besprochen und Projekte geschmiedet.

Seit 2015 kultivieren wir einen eigenen kleinen Garten am Hangeweiher, der uns in diesem Jahr mit einer reichen Ernte gesegnet hat. Ulrike Zahnow und die Gartengruppe hatten Lust darüber zu schreiben.

Ich komme noch mal auf die Ausgangsfrage zurück: wo wollen wir hin? Da fällt mir ein Satz ein, den ich auf dem Wiener Kongress „In der Begegnung Leben“ 2011 gehört habe -„Die Spiritualität der Liebe fährt die Menschheit in die Zukunft. Wir sind aufgefordert, die Spuren in uns selbst zu suchen und selber Spuren zu legen“ – Spuren der Liebe und der Menschlichkeit – aufgefordert, das Feuer der Begeisterung in die Welt zu tragen. Das bedarf Geistesgegenwart und Kraft, Lernbereitschaft und Lebensfreude.

Einen frohen Advent und eine gesegnete Weihnachtszeit!

Diana Ohnhaus

 

Unser Schrebergarten

Schon seit einigen Jahren bietet die Filzblüte ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, in einem kleinen Schrebergarten am Hangeweiher zu arbeiten, zu staunen oder einfach die Natur zu genießen.

2017 war ein ganz besonderes Jahr für unseren Garten: eine feste Gruppe von 4 – 5 Gärtnern gestaltete einen richtigen Gemüse- und Kräutergarten zur Versorgung der Küche. Wir legten fast alle Beete neu an, zogen Pflänzchen vor, vereinzelten, pflanzten, säten, hegten und pflegten. Zahlreiche andere Interessierte halfen nach Lust und Laune mit und auch die Arbeitsgruppen Hauswirtschaft und Filzen unterstützten uns tatkräftig.

Der Garten dankte es uns mit einer reichen Ernte. So wurden von April bis Oktober viele leckere Mahlzeiten in der Filzblüte aus selbst angebautem Gemüse und frischen Kräutern zubereitet, und die großen Salatschüsseln waren häufig mit bunten Blüten geschmückt – nun hat keiner mehr Angst, in eine Blüte zu beißen :). Das Küchenteam probierte immer wieder neue Gerichte aus, z.B. eine köstliche Suppe aus Kapuzinerkresse-Blättern und -Blüten oder gedünstetes Pak Choi-Gemüse.

Unsere „Gärtner“ lernten die Erde zu lockern, ihr Gemüse zu betreuen und viele Pflanzen und Gartengeräte beim Namen zu nennen. Jeder fand die eine oder andere Lieblingsbeschäftigung: die eine pflückte besonders gerne Blumen und Beeren, der andere sammelte mit Leidenschaft Samen, wieder andere mähten gerne den Rasen oder ernteten mit großer Sorgfalt Gemüse für die Küche. Auch unsere Rollstuhlfahrer konnten an den Hochbeeten gärtnern, hochgewachsene Tomaten ernten oder Wegschotter vom Unkraut trennen.

Nach den Ferien feierten wir mit einem bunten Sommer-Picknick „direkt vom Beet auf den Teller“ die Vielfalt und Fülle des Gartens. Auch an Regentagen versorgte uns der Garten mit Aktivitäten: wir stellten eine heilende Salbe aus Ringelblumen-Blüten her und Hustensaft aus schwarzem Rettich oder malten Bilder mit selbstgemachten Pflanzenfarben.

Gerne erinnern wir uns jetzt in der kalten Jahreszeit an die schönen Erlebnisse im Garten, wenn wir unsere getrockneten Kräuter im Essen genießen oder uns an einer duftenden Tasse Tee aus Basilikumminze wärmen.

Ulrike Zahnow

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